Ausstellung der Abschlussarbeiten – Visual Journalism and Documentary Photography

26.06.2024 - 07.07.2024
12:00 Uhr - 20:00 Uhr

Vom 27. Juni – 07. Juli zeigen 16 Bachelorabsolvent*innen des Studiengangs Visual Journalism and Documentary Photography der Hochschule Hannover ihre Abschlussarbeiten in der GAF – Galerie für Fotografie in der Eisfabrik, Hannover. Die Ausstellung wird mit einer Vernissage am 26. Juni 2024, um 19:00 Uhr eröffnet.

Veranstal­tungs­ort

GAF – Galerie für Fotografie in der Eisfabrik, Seilerstr. 15d, 30171 Hannover

Bachelorarbeit | Ausstellung in der GAF | Mahnke Nele | Blodmeri
Bachelorarbeit | Ausstellung in der GAF | Tim Wagner

Die Arbeiten widmen sich gesellschaftsrelevanten und identitätsstiftenden Themen. Mittels verschiedener Medien und Bildsprachen erkunden sie sowohl persönliche als auch globale Themen: Andy Happel befasste sich mit der Relevanz und Sichtbarkeit von introvertierten Personen in einer extrovertierten Gesellschaft. Mit ihrer Porträtarbeit zeigt Lena Wöhler die Bedeutungen von lesbischen Vorbildern, die ihr selbst fehlten. Tabea Kerschbaumer widmet sich der Frage nach der Heimat, Kultur und individuellen Identität von Palästinenserinnen in Österreich und Deutschland.

In seinem dokumentarischen Fotoessay begibt sich Aristidis Schnelzer auf die Spurensuche nach der vermeintlichen und fragilen Utopie auf der griechischen Insel Ikara. Mika Grunwaldt nähert sich auf der Insel Bhola mit einer poetisch-fragmentarischen und assoziativen Weise der Fragilität der Identität und dem ständigen Gefühl des Verlustes. Nele Mahnke porträtiert Menschen, die mit der Nutzung von PMSG in Verbindung stehen - einem Hormon, das trächtigen Islandstuten entnommen und nach Deutschland für die Schweinezucht importiert wird.

Ilkay Karakurt erkundet mit seiner fotografischen Arbeit die Veränderung von väterlichen Rollenbildern in unserer Gesellschaft. Das „Nonbinary Film Project” von Marlin Helene zeigt Geschichten, Herausforderungen und Freuden nicht-binärer Personen und beschäftigt sich mit fehlender Sichtbarkeit. Mit Stereotypen beschäftigt sich auch Saskia Stöhr. Sie gibt einen Einblick in das magische Handeln und Denken von fünf neuzeitlichen Hexen. In einer Archiv-arbeit beleuchtet Kai Ivo Nolda die ethnologische Fotografie, dabei rekonstruiert er die unterdrückerischen Handlungen und Narrative der Kolonialzeit.

Solveig Eichner setzt sich mit der Lebenswelt pakistanischer Bergsportlerinnen auseinander und begleitet eine Gruppe junger Frauen auf ihrem Weg zur Trainerin durch das Programm Ascend Leadership Through Athletics. Im Gegensatz dazu beschäftigt sich Tim Wagner mit künstlich generierten Bildern. Dabei erforscht er das Verhältnis von Künstlicher Intelligenz zu Fotojournalismus und dessen Auswirkungen.

Daniel Rodríguez Arbeit ist eine hoch symbolische und diskrete Reflexion des größten Missbrauchsskandals der katholischen Kirche Perus. Lucas Bäuml beschäftigt sich mit der Gemeinschaft in einer Millionenstadt am Beispiel der Megacity Tokio. Hami Roshans Arbeit blickt auf das Leben im ukrainischen Konflikt, durchdrungen von Hoffnung, Angst und Mut.

Ausstellende Fotograf*innen in alphabetischer Reihenfolge:

  • Lucas Bäuml - Die Stille der Stadt
  • Solveig Eichner – Karakorum Dawn: Women's ascend in pakistan mountaineering
  • Mika Grunwaldt – the hungry river – erosion. fragility. identity.
  • Andy Happel - How to Disappear Completely
  • Marlin Helene - The Nonbinary Film Project (ongoing)
  • Ilkay Karakurt - Transformation der Vaterschaft
  • Tabea Kerschbaumer - 48.Stitches
  • Nele Mahnke – Blóðmeri / Blutstute
  • Kai Ivo Nolda - la “grande” Mission
  • Daniel Rodríguez – Empire Systems
  • Hami Roshan – Die Poesie des Überlebens
  • Aristidis Schnelzer - Beneath the Pavement, the Beach
  • Saskia Stöhr - Die in der Hecke sitzt
  • Tim Wagner – Künstlich generierte Bilder im Fotojournalismus
  • Lena Wöhler - Lesben 2024
  • Ben Zvonar – Two hands clap and there is a sound, what is the sound of one hand?


Termine:

Vernissage: 26. Juni 2024, 19:00 Uhr
Ausstellungszeitraum: 27. Juni – 07. Juli 2024 täglich 12-20 Uhr
Ort: GAF – Galerie für Fotografie in der Eisfabrik, Seilerstr. 15d, 30171 Hannover

Der Eintritt ist frei.

Projektbeschreibungen und Biografien

Lucas Bäuml - Die Stille der Stadt

Im Großraum Tokio leben 38 Millionen Menschen, es ist damit der größte Ballungsraum der Welt. Fasziniert von dem Gefühl als Fotograf und Individuum in der Bedeutungslosigkeit zu versinken, begann Lucas Bäuml das Leben in der Stadt zu porträtieren und sich in seiner Bachelorarbeit mit der Darstellung von Megacities in der Fotografie zu beschäftigen. Parallel entstand eine fotografische Sammlung über eine Millionenstadt, die im Gegensatz zu ihrer Einwohnerzahl und anderen Metropolen oft erstaunlich still ist.

Lucas Bäuml wurde 1997 in Bremen geboren und ist dort aufgewachsen. Nach dem Abitur begann er Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover zu studieren. Es folgte 2019 eine Hospitanz als Fotograf in der Bildredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Nach einem Praktikum bei der Deutschen Presse-Agentur in Hannover begann er 2020 als Fotograf für die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu arbeiten.

Solveig Eichner – Karakorum Dawn: Women's ascend in pakistan mountaineering

Frauen im Bergsport sind in Pakistan eine Rarität. In ihrer Arbeit setzt sich Solveig Eichner mit der Lebenswelt pakistanischer Bergsteigerinnen, Guides und Kletterinnen auseinander. Dafür besuchte sie neben Islamabad den auf über 2.200 m gelegenen Ort Skardu in Gilgit Baltistan. Dieser ist ein Ausgangspunkt für Expeditionen zum K2, dem Broad Peak und weiteren Achttausendern des Karakorums.

Eine Stütze ihres Projekts ist die Zusammenarbeit mit der von Bergsteigerinnen gegründeten NGO Ascend Leadership Through Athletics, deren Ursprung die bergsportliche Ausbildung von Frauen in Afghanistan ist. Der Grundsatz der NGO ist, neben der fachlichen Ausbildung, die Teilnehmerinnen zu ermächtigen, unabhängige und führungsstarke Persönlichkeiten zu werden. Seit 2023 ist Ascend auch in Pakistan aktiv und der erste Jahrgang absolviert eine Trainerausbildung und gibt die Expertise an eine Gruppe jüngerer Frauen weiter. Solveig Eichners Ziel ist dabei die dokumentarische Auseinandersetzung mit der Rolle der muslimischen Frau in der pakistanischen Gesellschaft sowie deren nationale und internationale fehlende Repräsentation in der vorwiegend männlich und westlich dominierten Sportszene.

Solveig Eichner wurde 1998 geboren, studiert seit 2018 Visual Journalism and Documentary Photography in Hannover und verbrachte 2022 ein Auslandsjahr in Chur. Neben Stationen bei DER SPIEGEL und in einer Schweizer Redaktion für Outdoor-Magazine arbeitet sie als freie Fotografin und Bildredakteurin in Hamburg und den Alpen. Ihr Fokus liegt auf dem erweiterten Porträt, dabei fungieren Bezüge zum Sport häufig als Brücke zu gesellschaftlichen Fragen.

@solveig.eichner

solveig-eichner.myportfolio.com/work

 

Mika Grunwaldt – the hungry river – erosion. fragility. identity.

Die Insel Bhola wird von ungefähr 1,5 Millionen Menschen bewohnt und ist die größte aller „Chars“ in Bangladesch, sogenannte aus Sandablagerungen bestehende Inseln im Flussbett des Meghna Deltas. Durch ihre Lage ist die Insel dauerhaften Fluss- und Meeresgezeiten und deren Erosionskräften ausgesetzt. Vor allem in den letzten Jahrzehnten hat diese Erosion durch den Klimawandel und durch die menschliche Einflussnahme durch Industrie, wie dem Abbau von Sand aus dem Flussbett, immer stärker zugenommen.

Die Bewohner*innen sind nicht nur von einer natürlichen Erosion betroffen, sondern es erodieren auch soziale Strukturen, die lokale Identität, das Leben in Symbiose mit dem Fluss, lokale Traditionen und die Zuversicht, den Hunger des Flusses stillen zu können.

In seiner Arbeit nähert sich Mika Grunwaldt auf eher poetisch-fragmentarische und assoziative Weise dem Thema, um die*den Betrachter*innen mehr das Gefühl des ständigen Verlustes zu vermitteln als erklärende dokumentarische Fotografien zu reproduzieren.

Mika Grunwaldt wurde 1989 geboren und entschied sich 2015, über mehrere Monate die Balkanroute fotografisch zu dokumentieren. Ein Jahr später nahm er sein Studium Visual Journalism and Documentary Photography auf. Im Jahr 2022 absolvierte er ein Auslandssemester an dem Pathshala Media Institute of South East Asia in Bangladesch. Momentan lebt und arbeitet Mika Grunwaldt in Hamburg als Fotograf für Magazine und NGOs.

In seinen freien Arbeiten beschäftigt er sich mit Gesellschaftsstrukturen und wie sich diese in Krisen verändert haben und mit den Jahren anpassen, mit sozialer Ungerechtigkeit und Migration. Dabei versucht er immer neue Narrativformen zu entwickeln.

www.mikagrunwaldt.com

@mikagrunwaldt

 

Andy Happel - How to Disappear Completely

In unserer Gesellschaft, in der das Ideal der Extraversion dominiert, haben es Introvertierte oft schwer: Vieles, was Extravertierten leichtfällt und als Norm gilt, ist für Menschen, die sich im introvertierten Spektrum wiederfinden, kräftezehrend. Denn aufgrund von Unterschieden im Nervensystem reagieren diese auf äußere Reize sensibler, sodass selbst alltägliche Situationen überstimulieren und zu Reizüberflutungen führen können. Dass es sich dabei nicht um ein Defizit handelt, findet selten Beachtung. Über Introvertierte wird häufig ein einseitiges Bild vermittelt, ihr ruhiges Temperament wird abgewertet oder pathologisiert. Sie werden in der lauten Gesellschaft weniger wahrgenommen und sind oft gezwungen, sich über ein gesundes Maß hinaus dem extravertierten Umfeld anzupassen. Dabei verfügen introvertierte Charaktere über wichtige Eigenschaften und Stärken und stellen einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert dar, der sich dem vorherrschenden Ideal entgegensetzt.

Andy Happel wurde 1991 geboren und lebt in Hannover. Nachdem er erste Erfahrungen in der Filmbranche sammelte, begann er 2015 Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover zu studieren. Er arbeitet vorwiegend mit Porträts und bringt diese mit anderen Medien in Kontext. Seit Ende seines Studiums erforscht er zudem Anwendungen verschiedener Materialien und Reproduktionsprozesse. Seine Projekte widmet er Themen über soziale Ungerechtigkeiten und Menschen, die es schwer haben, sich in der Gesellschaft auszudrücken.

www.ahappel.com

@andyhappel_photo

 

Marlin Helene - The Nonbinary Film Project (ongoing)

The Nonbinary Film Project ist eine dokumentarische Mini-Serie, die sich der Sichtbarmachung nicht-binärer Menschen widmet. Inspiriert von persönlichem Erleben und dem Mangel an Darstellung solcher Erfahrungen in den Medien, erkundet die Serie die Geschichten, Herausforderungen und Freuden nicht-binärer Personen. Dabei konzentrieren sich die filmischen Porträts auf die individuellen Erfahrungen im Kontext der jeweiligen Geschlechtsidentität.

Marlin Helene studierte seit 2018 Visual Journalism and Documentary Photography und entwickelte während des Studiums einen Schwerpunkt von Porträts hin zu filmischen Projekten. Neben dem Studium ist Marlin in der Kulturszene aktiv und arbeitet als Veranstaltungsorganisator*in und DJ und im Theater Metronom. Intersektionaler Aktivismus spielt sowohl in Marlin Helenes dokumentarischer Arbeit als auch im privaten Leben eine wichtige Rolle. Ems Fokus hat sich in den letzten Jahren vom Umweltaktivismus hin zu den Themen Queerness und Gender entwickelt.

www.marlinhelene.de

@marlinhelene

Ilkay Karakurt - Transformation der Vaterschaft

In seiner Arbeit setzt Ilkay Karakurt sich mit der veränderten Rolle von Vätern in der Gesellschaft auseinander. In seiner aktuellen Situation als Vater reflektiert er dabei das klassische Bild des Hauptverdieners, der kurz nach Geburt des Kindes zum Arbeitsplatz zurückkehrt und der Mutter die Care-Arbeit überlässt. Ist diese Familienkonstellation überholt? Welche Anforderungen entstehen gegenüber „modernen“ Vätern, die das alte Rollenbild in Frage stellen? Ilkay Karakurt macht sich im Zuge seiner Arbeit auf die Suche nach Inspiration und Vorbilder für seine eigene Vaterschaft. Die Väter und Familien, die er fotografisch begleitet, fügen sich zu einem Puzzle eines ganz neuen Rollenbildes zusammen.

Ilkay Karakurt ist 1990 in Istanbul geboren und lebt in Stuttgart. Neben seiner Arbeit als Fotograf für verschiedene Redaktionen und Unternehmen arbeitet er an persönlichen Projekten. Der gelernte Fachinformatiker hat sich nach einer Umorientierung 2016 als Fotograf selbstständig gemacht und 2017 das Studium in Hannover begonnen. Nach einem Auslandssemester an der DMJX in Aarhus, absolvierte er eine Hospitanz bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

www.ilkay-karakurt.com

@ilkay_karakurt

Tabea Kerschbaumer - 48.Stitches

Das kollaborative dokumentarische Projekt beschäftigt mit den Fragen nach der Heimat, Kultur und individuellen Identität von Palästinenserinnen, die in der ersten und zweiten Generation in Österreich und Deutschland leben und gibt einen Einblick, wie diese im Exil, einen Bezug durch ihre traditionellen palästinensischen Kleider und Stickereien (arab. Tatreez) zu Palästina schaffen. Dabei versucht die visuelle Arbeit, den medialen und globalen Erzählsträngen rund um den Nahostkonflikt eine individuelle Komponente zu geben, in der palästinensische Frauen zugleich Erzählerinnen und Protagonistinnen ihrer Geschichte sind und ihre individuelle Kultur zelebrieren.

Tabea Kerschbaumer wurde 1995 in Wien, Österreich geboren. 2018 reiste sie nach Palästina, wo sie ihre erste Fotoreportage über die besetzten Gebiete fotografierte. Nach dieser Reise beschloss sie, sich intensiver mit Fotografie zu beschäftigen: Seit 2019 studiert sie Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover. Der Fokus ihrer fotografischen Projekte liegt auf kollaborativen Ansätzen: Neben Arbeiten, die sich mit dem Thema Identität auseinandersetzen, beschäftigt sie sich viel mit dem Thema Frau-sein in seinen verschiedenen Facetten.

www.tabeakerschbaumer.com

Nele Mahnke – Blóðmeri / Blutstute

Die industrielle Schweinezucht in Deutschland ist Hauptabnehmer von auf Island gewonnenem PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin). Bei der umstrittenen Praxis wird sogenannten Blutstuten während ihrer Trächtigkeit Blut abgenommen, um das daraus gewonnene Hormon in der Schweinezucht einzusetzen. Warum kommt es überhaupt zum Einsatz von interspezifischen Hormonen? Wie vertretbar sind solche Methoden heutzutage noch? Die porträtierten Protagonist*innen stehen in verschiedenen Rollen in direktem Bezug zum Geschäft mit PMSG und teilen anhand von begleitenden Interviews ihre Standpunkte. Die komplexen Hintergründe zur Gewinnung und Nutzung des Fruchtbarkeitshormons sollen vielschichtig dargestellt werden, um das Bewusstsein für die Kontroversen im Zusammenhang mit dieser Praxis zu schärfen und einen Anstoß für differenzierte Diskussionen über Tierschutz, Ethik und Nachhaltigkeit in der Tierzuchtindustrie zu geben.

Nele Mahnke ist 1998 in Lübeck geboren und lebt aktuell auf Island. Nach dem Abitur reiste sie regelmäßig auf die Vulkaninsel und fotografierte die Wechselbeziehung von Natur und Mensch, was bis heute Hauptinhalte ihrer Arbeiten sind. 2018 begann sie das Studium Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover und hatte innerhalb eines Praktikums zusätzlich die Möglichkeit, als Redakteurin beim GEO Magazin/Gruner + Jahr Erfahrungen zu sammeln.

 

Kai Ivo Nolda - la “grande” Mission

Für die ethnologische Forschung war die Fotografie von grundlegender Bedeutung und ermöglicht heute die Rekonstruktion unterdrückerischer Handlungen während der Kolonialzeit. Während der Dakar-Djibouti-Mission wurden 5.800 Fotografien aufgenommen und im Musée de l’homme archiviert, begleitet von der Entnahme von 3.500 Objekten. Diese Fotografien können sowohl ethnologisch als auch anthropologisch betrachtet werden. Aber auch die Täter werden in alltäglichen Szenen beim Frühstücken oder gar beim Schwimmen sichtbar. Die Arbeit „la „grande“ Mission“ von Kai Ivo Nolda bewegt sich dabei im Spannungsfeld des Zeigen oder Nichtzeigen. In vier Bänden entwickelt er ein künstlerisches Experiment, das einen Weg findet, die Bilder darzustellen und eine Reflexion der Mission ermöglicht. Der erste Band konzentriert sich auf anthropometrische Porträts und bricht mit der Objektivierung dieser Porträts auf. Der zweite Band beleuchtet die Entnahme der Objekte und verdeutlicht die Abwesenheit der Objekte und der gestohlenen Identitäten. Der dritte Teil erforscht die Darstellung von Riten und Festen und hinterfragt dabei Forschungsmethoden, indem Inszenierung und Realität verschmelzen. Der vierte und letzte Band präsentiert die Täter in scheinbar entspannten Momenten, diese Bilder stehen im starken Kontrast zu ihren Handlungen.

Kai Ivo Nolda wurde 1997 geboren und lebt und arbeitet in Hannover. In seinem Studium an der Hochschule Hannover beschäftigt er sich mit der Frage der Repräsentation afrikanischer Länder in Europa. Er organisierte u.a Workshops für afrikanische Journalist*innen und kuratierte zusammen mit afrikanischen Fotograf*innen eine Ausstellung in Bern. In seinen Arbeiten, die zum Großteil auf Archivmaterialien beruhen, steht die Frage der Repräsentation und eine Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit im Vordergrund.

mail@kainolda.de

www.kainolda.de

 

Daniel Rodríguez – Empire Systems

Das Sodalitium Christiana Vitae ist eine männliche Kongregation päpstlichen Rechtes, die 1971 in Lima (Peru) gegründet wurde. Mit Mitgliedern, die aus den höchsten Schichten der Gesellschaft stammen, begann die Organisation, eine Theologie der Versöhnung zu führen, als Antwort zu den liberalen Ideen der Befreiungstheorie der siebziger Jahre. Die Gemeinde wächst erfolgreich, obwohl sie seit über zwei Jahrzehnten von Anschuldigungen begleitet wird, aufgrund mehrerer Fälle physischen, psychischen und sogar sexuellen Missbrauchs, der in den achtziger und neunziger Jahren von den Leitern der Organisation systematisch geschehen ist. Empire Systems ist das Ergebnis der Recherche, Abbildung und Sammlung von Material, das zwei Jahre lang in Peru, Italien und Deutschland entstanden ist. Die Bilder mit Textauszügen von Publikationen ehemaliger Sodalits ergänzen sich in einem Fotobuch, mit dem der Fotograf zu einer hochsymbolischen und diskreten Auseinandersetzung mit den dunkleren Geschichten der Organisation einlädt.

Daniel Rodríguez wurde 1989 in Lima geboren und arbeitete zunächst als Fotograf in seiner Heimatstadt, bevor er sein sein erstes Studium der Literaturwissenschaftenbegann. 2016 kam er nach Deutschland, um Fotojournalismus in Hannover zu studieren. Im Laufe der Jahre entdeckte er seine Affinität für Architektur- und Porträtfotografie, neben wachsendem Interesse für Menschen mit nicht-konventionellen Lebensstilen. Nach seinen Hospitanzen bei dem ZEITmagazin und dem Architekturfotografen Andreas Gehrke spezialisierte sich Daniel Rodríguez auf Editorial-Reportagen und dokumentarische Fotoprojekte. Er lebt heute in Berlin mit Partnerin und Tochter.

dan-rod.com

@danielrodriguez.stories @danielrodriguez.spaces

 

Aristidis Schnelzer - Beneath the Pavement, the Beach

Ikaria ist eine abgelegene griechische Insel mit ca. 8.500 Einwohner*innen. Aufgrund der Langlebigkeit ihrer Bewohner*innen gilt sie seit einiger Zeit als eine von fünf Bluezones weltweit. Seitdem nimmt die internationale Berichterstattung über die Insel kein Ende. Oft ist diese jedoch verkürzt. Als Gründe für den hohen Anteil an über 90-Jährigen in der ikarischen Bevölkerung werden meist nur Ernährung und Bewegung genannt. Dabei sind die ikarische Lebensweise und Gesellschaft wesentlich vielschichtiger.

Aufgrund starker Winde und fehlender natürlicher Häfen lag Ikaria nicht auf den großen Seehandelsrouten. Deshalb waren die Inselbewohner*innen gezwungen, sich selbst zu versorgen und zu organisieren. Das Streben nach Autonomie und die Abwesenheit von staatlicher Einflussnahme ist auch heute noch omnipräsent. Polizeistellen werden für überflüssig erklärt, Tauschhandel ist nach wie vor sehr beliebt und über lokale Entscheidungen wird oft in nachbarschaftlichen Bezugsgruppen entschieden. Als ehemalige Exilinsel beherbergte Ikaria regelmäßig linke Oppositionelle, die ihre Ideen mit den Inselbewohner*innen teilten. Auch heute noch ist Ikaria kommunistisch regiert. Die meisten Ikarier*innen leben ein einfaches und selbstbestimmtes Leben als Hirten, Bauern, Fischer oder Handwerker. In diesem dokumentarischen Fotoessay begibt sich Aristidis Schnelzer auf die Spurensuche nach dieser vermeintlichen und fragilen Utopie sowie einem Teil seiner eigenen Herkunft.

Aristidis Schnelzer ist in seiner frühen Kindheit selbst auf einer griechischen Insel aufgewachsen. Heute arbeitet er als Dokumentar- und Porträtfotograf zwischen Berlin und München. Nach seinem Soziologie Studium studierte er Visual Journalism and Documentary Photography in Hannover. In seinen freien Arbeiten beschäftigt er sich mit soziopolitischen Themen wie sozialer Ungleichheit und den Konsequenzen von technologischem Fortschritt.

aristidisschnelzer.com

@aristidisschnelzer

Saskia Stöhr - Die in der Hecke sitzt

Hexen sind nicht nur ein historisches Phänomen, sondern haben in einer zunehmend säkularisierten und naturentfremdeten Gesellschaft Konjunktur. Das Wort Hexe leitet sich unter anderem von dem althochdeutschen Begriff Hagazussa ab und bedeutet so viel wie „die in der Hecke sitzt”. Doch wer sind diese Hexen? Woraus setzt sich ihr Weltbild zusammen und mit welchen Klischees werden sie auch heute noch in Verbindung gebracht? Um das Hexentum der Neuzeit zwischen spiritueller Praxis, Weltanschauungen und Stereotypen zu betrachten, gewähren fünf Frauen, die sich als Hexen identifizieren, in dem fotografischen Essay einen Einblick in ihr magisches Handeln und Denken. Die frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen, aber auch Mythen und Märchen, prägten das Bild der bösen, alten Hexe, doch die neuzeitlich entstandene Naturreligion des Hexentums scheint auf diese Assoziationen einen eigenen, positiveren Blick zu haben.

Saskia Stöhr, 1995 in Aurich geboren, absolvierte nach dem Abitur die Ausbildung zur Porträtfotografin in einem Fotostudio und an der Photo + Medien Landesberufsschule Kiel. 2018 begann sie das Studium Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover und legte den Fokus auf sozialdokumentarische Projekte über Natur- und Umweltthemen.

www.saskiastoehrfotografie.de

Insta: @saskia_stoehr

Lena Wöhler - LESBEN 2024

In ihrem Bachelorprojekt "LESBEN 2024" erforscht die 36-jährige lesbisch liebende Frau die Bedeutung von Vorbildern, die ihr in ihrer eigenen Entwicklung gefehlt haben. Durch Fotografie und Interviews taucht sie in die Lebenswelten anderer lesbischer Frauen ein und diskutiert Fragen zu Coming-Out, Diskriminierungserfahrungen, der Bedeutung von Netzwerken und dem Leben in der LGBTQIA+ Gemeinschaft. Das Projekt beleuchtet die Unterschiede zwischen den Generationen und sucht nach dem eigenen Beitrag als Vorbild. Ziel ist es, die Vielfalt und Sichtbarkeit lesbischer Frauen zu erhöhen und das gegenseitige Verständnis sowie die Verbundenheit zu stärken.

Lena Maja Wöhler wurde 1987 in Herford geboren, hat ihre Ausbildung in Fotodesign an der Deutsch Pop Akademie in Hamburg 2014 abgeschlossen. Sie arbeitet als freie Fotojournalistin und ist an Projekten beteiligt, die sich mit sozialer Ungleichheit, ökologischen Problemen und der Sichtbarmachung von Diversität auseinandersetzen. Ihr Studium Visual Journalism and Documentary Photography begann sie 2019 an der Hochschule Hannover. Seit 2021 ist sie zudem als Bildredakteurin für DER SPIEGEL tätig.

www.Lenawoehler.com

Tim Wagner - Künstlich generierte Bilder im Fotojournalismus

Tim Wagner wurde 1991 in Friedberg (Hessen) geboren. Er fand während seines Soziologiestudiums in Leipzig zur Fotografie und dokumentierte in Sachsen Pegida-Aufmärsche und Gegegenproteste. Aktuelle Schwerpunkte seiner Arbeit sind Umwelt- und Klimabewegungen oder Seenotrettung im Mittelmeer. Während der Pandemie beschäftigte er sich intensiver mit Fototheorie und neuen technischen Entwicklungen. Seit 2023 arbeitet er bei der Wochenzeitung Jungle World und macht dort Layout und Fotoredaktion.

www.ti-wag.de